Wenn die Temperaturen langsam steigen und die Tage zusehends länger werden, laufen bei Gartenfreunden die Vorbereitungen für die neue Saison auf Hochtouren. Eine der wichtigsten Aufgaben, damit es bald grünt, blüht und reichlich geerntet werden kann, ist die Aussaat. Gerade beim Gemüse lohnt sich das selber Ziehen. Es ist deutlich günstiger als der Jungpflanzen-Kauf und man weiß genau wo es herkommt. Wer wirklich Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte aber noch einen Schritt weiter gehen und bereits beim Saatgut auf die Herkunft achten. Aber Saatgut ist doch Saatgut und entscheidend ist, wie die Pflanze aufwächst, oder? Nicht unbedingt, wie diese drei Argumente zeigen:

Grund 1: Die Produktionsbedingungen
Herkömmliches Saatgut wird meist von großen Saatgut-Herstellern vertrieben. Und die arbeiten in Massenproduktion. Dabei kommen auch gern mal Pestizide zum Einsatz, die die Umwelt belasten. Damit das Saatgut gut haltbar ist und nicht schimmelt, wird es ebenfalls häufig vor dem Vertrieb behandelt. Auch Genmanipulation wird von großen Saatgut-Konzernen immer wieder genutzt.
Produziert wird obendrein meist im Ausland und dort sind die Arbeitsbedingungen der Menschen oft ein schwerwiegendes Problem. Sogar Kinderarbeit ist dabei keine Seltenheit.

Grund 2: Die Sortenvielfalt
Große Anbieter haben meist nur wenige Sorten im Programm. Andere Sorten werden oft kaum noch angebaut und gehen irgendwann für immer verloren. Mit den Pflanzen gehen auch wertvolle Zuchteigenschaften, wie beispielsweise Krankheitsresistenzen oder ein besonderer Geschmack verloren. Die Diversität nimmt dadurch ab.
Hinzu kommt, dass viele große Saatgutanbieter hauptsächlich Hybridsorten im Angebot haben. Sie entstehen aus der Kreuzung bestimmter Eltern-Pflanzen, um gezielt gewünschte Eigenschaften zu fördern. Diese sogenannten F1-Hybriden sind aber nicht samenfest. Das bedeutet, dass sie sich nicht aus von der Pflanze gewonnenem Saatgut vermehren lassen. Das Saatgut muss also jedes Jahr wieder gekauft werden.

Grund 3: Die Ernte
Herkömmliches Saatgut stammt oft aus Züchtungen, die für den massenhaften Anbau ausgelegt sind. Das verspricht natürlich gute Erträge. Für Hobbygärtner ist das aber nicht immer das Ideal. Die Pflanzen liefern häufig eine einzelne große Ernte, statt einen gleichmäßigen Ertrag, der sich über die Saison verteilt. Für den frischen Eigenverbrauch aus dem Garten ist das nicht gerade sinnvoll.
Und auch geschmacklich kann das Standard-Saatgut nicht immer überzeugen. Die Pflanzen werden auf Eigenschaften wie einen großen Ertrag oder gute Lagerfähigkeit hin gezüchtet. Geschmack, Aroma und Konsistenz bleiben dabei meist auf der Strecke, gerade diese Eigenschaften machen den Reiz des selbst angebauten Gemüses aber eigentlich aus.

Nachhaltige Ernte mit alternativem Saatgut
Saatgut aus nachhaltigem Anbau ist im Internet nicht schwer zu finden. Anbieter von solchem Saatgut verzichten auf den Pestizideinsatz oder Genmanipulationen. Wer im nächsten Jahr mit selbst gewonnenem Saatgut Pflanzen ziehen möchte, sollte Hybridsorten meiden, doch die gibt es bei entsprechenden Anbietern ohnehin nur selten. Stattdessen findet man bei dort eine reichhaltige Auswahl verschiedenster Sorten mit unterschiedlichsten Eigenschaften. Oft handelt es sich sogar um sogenannten Erhaltungsanbau, der der Bewahrung alter, selten werdender Sorten dient. Wer solches Saatgut nutzt, kann aktiv einen Beitrag zur Pflanzen-Diversität leisten und obendrein von den hervorragenden Eigenschaften dieser teilweise sehr alten Züchtungen profitieren. Für den Hobby-Anbau eignen sie sich oft ganz besonders gut, da sie nicht auf die Bedürfnisse der Massenproduktion ausgerichtet wurden. Es lohnt sich also gleich doppelt.